Freundschaft mit einem Baum.
Geht das?
Auf jeden Fall!
Es stellt sich viel mehr die Frage:
Warum eigentlich nicht?
Wer sich zu einem bestimmten Baum schon einmal
auf unerklärliche Weise hingezogen fühlte, oder vielleicht sogar schon die eine
oder andere Freundschaft zu einem Baum pflegt, der wird jetzt schon wissen, was
ich meine.
Aber betrachten wir das Ganze doch erstmal
ganz neutral.
Heute wissen wir, dass es tatsächlich mit
einem Hormoncocktail zusammenhängen kann, ob wir eine andere Person besonders attraktiv,
interessant, seltsam oder regelrecht abstoßend finden.
Warum sollte das bei anderen Lebewesen so
unglaublich anders sein?
Und Bäume sind nun einmal auch Lebewesen.
Sie haben regelrecht ihren eigenen Charakter. Ich
verweise hier einmal auf das Buch "Das geheime Leben der Bäume" von Peter
Wohlleben
Wer möchte, kann auch auf You Tube nach Peter
Wohlleben suchen und wird das eine oder andere sehr interessante Video finden.
Nun ja, das wäre jetzt die mehr oder weniger
rationale Betrachtung gewesen.
Aber holen wir doch einmal das Gefühl mit ins
Boot.
Wer nicht fühlt, der lebt auch nicht.
Denn deshalb sind ja hier. Um zu erleben, wie
sich das Leben anfühlt. Nicht wahr?
Alles auf diesem Planeten lebt. Besteht aus
Energie.
Und unser Körper ist ein Werkzeug, das nicht
nur etwas mit den Händen ändern oder mit dem Verstand durchdenken kann. Er hat
auch eine Antenne eingebaut, die alle möglichen Energien um uns herum
wahrnehmen kann.
Ein sehr einfaches Beispiel:
Eine angeschaltete Herdplatte gibt Wärme ab.
Eine Form von Energie. Wir können diese Wärme fühlen, wenn wir die Hand etwas
über die Herdplatte halten. Auch wenn wir sie nicht sehen können.
Diese Art der Energie kann eigentlich fast jeder Mensch wahrnehmen.
Nun ist es mit dieser Wahrnehmung so wie mit
allen Muskeln und Sinnen, die wir verwenden oder benutzen können. Wir können
sie trainieren.
Menschen, die früher sehen konnten und dann
aus verschiedensten Gründen erblinden, werden oft sehr schnell viel sensibler
was ihre übrigen Sinne betrifft.
Warum? Weil sie diese einfach mehr benutzen um
sich zurechtfinden zu können. Sie trainieren die anderen Arten ihrer
Wahrnehmung also.
Und so können wir auch trainieren, Energien
wahrzunehmen, die wir ebenfalls nicht sehen, aber durchaus erfühlen können.
Das muss sich auch nicht nur unbedingt auf das
Fühlen beschränken. Manche haben einen besonders gut ausgeprägten Geruchssinn,
wieder andere vielleicht ein sehr gutes Gehör.
Ganz egal, welcher unserer Sinne uns vielleicht
am meisten dabei unterstützen wird, sie helfen uns ständig, unsere Umgebung
viel genauer wahrzunehmen, als es uns unser Bewusstsein vermittelt.
Und deshalb ist es eigentlich überhaupt keine
große Überraschung und kein großes Mysterium, dass wir auch Pflanzen fühlen
können. Nicht nur ihre Oberfläche, sondern viel mehr.
Bäume haben oft eine sehr starke Ausstrahlung. Das liegt vielleicht auch ein wenig an ihrer Größe.
Und weil sie sehr alt werden, haben sie oft
sehr viel „zu erzählen“ bzw. zu geben.
Ein Versuch, diese Energie einmal erspüren zu
wollen, lohnt sich auf jeden Fall.
Ich selbst habe im Laufe der Zeit ein paar
Baumfreundschaften aufbauen dürfen und es ist, wie in jeder Freundschaft.
Man sieht sich nicht ständig. Ab und an hat
mal der eine oder der andere keine Zeit. Bei den Bäumen ist im Winter meist
eher Funkstille angesagt, aber das ist ja auch verständlich. Aber auch so muss
ein Baum ja nicht immer mit einem „sprechen“ wollen, nur weil er eben
verwurzelt ist und nicht weg kann, wenn man ihn besucht.
Am besten erwartet man nie etwas.
Dann wird man immer wieder überrascht und
freudig feststellen, was da zurückkommen kann.
Hierzu eine kleine Geschichte, die ich erlebt
habe.
Als wir im Oktober letzten Jahres unser Haus
gekauft und deshalb wieder einmal in eine völlig neue Gegend gezogen sind, hat
sich auch mein Arbeitsweg verändert. Seitdem bin ich jeden Tag 40 Minuten quer
durch Oberbayern unterwegs.
Überschäumend vor Freude und Glück über mein
neues Zuhause, rief ich so gut wie jedem Baum, an dem ich im dunklen
Morgengrauen vorbeifuhr jeden Tag in Gedanken ein fröhliches „Hallo!“ entgegen.
Ohne etwas zu erwarten.
Zu meiner Überraschung bekam ich bei sehr
vielen Bäumen Bilder in meinem Kopf als Gruß zurück.
Manchmal waren es Schmetterlinge, die
plötzlich in Gedanken um mich herumflogen, manchmal knorrige alte Gesichter,
dir mir wohlwollen zulächelten, manchmal von einem Winken begleitet.
Und ich freute mich noch viel mehr!
Dann gab es da einen, sehr großen alten Baum,
direkt bei einer Kapelle auf einem Hügel. Auch er schenkte mir ein Bild von
einem lächelnden, knorrigen Gesicht.
Trotzdem fühlte ich mich danach immer etwas
seltsam. Nach einer Weile begriff ich, dass es wie ein „Lächeln und Nicken“
war. Ganz nach dem Motto: Ich gebe dir höflich zu verstehen, dass ich
eigentlich nichts mit dir zu tun haben möchte.
Als mir das bewusst wurde, war ich im ersten
Augenblick ein wenig beleidigt. Warum will er denn nichts mit mir zu tun haben?
Ich war doch wirklich freundlich, oder nicht?
Nun ja, er würde schon seine Gründe haben,
beschloss ich.
Aber trotzdem mochte ich ihn. Und ich grüßte
ihn weiterhin, denn er war mir einfach sympatisch. Ich fand ihn toll, auch wenn das nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen schien. Deshalb machte ich meine Schotten dicht, weil ich das „Lächeln
und Nicken“ als höflich abweisende Antwort nicht unbedingt brauchte.
Das schien den guten Baum etwas zu verblüffen.
Zumindest fühlte es sich so an. Denn als ich das nächste Mal an ihm vorbei
fuhr, fröhlich grüßend und nichts erwartend, war es plötzlich so, als würde
mich jemand überglücklich umarmen.
Ich war baff.
Und während ich völlig verdattert weiter fuhr,
kam mir ein Gedanke:
Wie oft sind wohl in den vielen Jahrzehnten die er dort schon steht Menschen zu dieser Kapelle gekommen?
Wie oft haben sie sich dadurch etwas erhofft oder um etwas gebeten?
Und wie viele Autos rauschen wohl seit Jahren täglich an ihm vorbei, ohne wirklich Notiz von ihm zu nehmen?
Wie oft sind wohl in den vielen Jahrzehnten die er dort schon steht Menschen zu dieser Kapelle gekommen?
Wie oft haben sie sich dadurch etwas erhofft oder um etwas gebeten?
Und wie viele Autos rauschen wohl seit Jahren täglich an ihm vorbei, ohne wirklich Notiz von ihm zu nehmen?
So groß und stark wie er da steht, muss er
schon wirklich lange dort sein.
Und wie muss er sich gefühlt haben, dann
plötzliche liebe Grüße zugerufen zu bekommen, an die keine Forderung nach
Gegenleistung geknüpft sind?
Ich verstand, warum er erst so abweisend war.
Inzwischen ist eine wunderbare Freundschaft
entstanden.
Jeden Tag habe ich ein Lächeln im Gesicht,
wenn ich ihn schon von weitem sehe.
Und jeden Tag grüße ich ihn von Herzen, wenn
ich auf dem Hin- und Rückweg an ihm vorbei fahre.
Manchmal grüßt er zurück, manchmal nicht.
Manchmal gibt er mir etwas Schwung für den Tag mit oder weißt mich auf etwas
hin, das ich so noch nicht gesehen habe.
Er ist ein Lichtblick in meinem Arbeitsalltag
und ich freue mich sehr, dass diese Freundschaft entstanden ist.
Er ist nicht mein einziger pflanzlicher
Freund. Wie mit Menschen auch, gibt es da die verschiedensten Persönlichkeiten,
die auch alle unterschiedlich aussehen oder aus unterschiedlichen Ecken stammen.
Und das macht es ganz besonders schön und
spannend.
Auch unter den Pflanzen kann man wahre Freunde
finden, wenn man lernt, sie wahrzunehmen.
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