Wie ist das eigentlich mit der Angst?
Ein so negativ behafteter Begriff.
Dabei ist sie das eigentlich gar nicht.
Wie jedes Gefühl, das wir verspüren können,
hat sie einen Zweck.
Sie beschützt uns.
Sie ist eine Art Frühwarnsystem, das
anspringt, um uns vor Gefahren zu warnen und zu verhindern, dass uns etwas
Schlimmes, Schmerzhaftes geschieht.
Aber wie überall, macht auch hier die Dosis
das Gift.
Solange die Angst gelegentlich ein Alarmsignal
gibt, um uns wieder auf einen sicheren Kurs zu bringen, ist alles in Ordnung.
Wenn aus dem gelegentlichen Alarmsignal ein
Daueraufschrei wird, hat das Ganze aber etwas von Tinnitus, wird also
schmerzhaft und es entsteht ein Leidensdruck im Alltag.
Dann werden wir im Alltag dadurch behindert
oder sogar regelrecht gelähmt.
Man könnte das Ganze auch mit einem Hund und
seinem Herrchen veranschaulichen.
Gibt man einem Hund die Sicherheit, dass man
weiß, wohin man möchte und das auch selbst bestimmt, wird er sich daran
orientieren, aber trotzdem im Fall der Fälle Alarm schlagen oder sein Herrchen
verteidigen, wenn es auf dem eingeschlagenen Weg Schwierigkeiten gibt.
Lässt man den Hund aber unkontrolliert laufen
und gibt ihm damit das Gefühl, dass ER für alles verantwortlich ist, wird es
mit Sicherheit kein ruhiger und angenehmer Spaziergang, weil der Hund die
Richtung und die Geschwindigkeit bestimmen wollen wird. Aber nicht nur das. Er
wird sich von allem möglichen ablenken lassen, völlig egal, ob es zum Erreichen
des eigentlichen Ziels wichtig ist oder nicht.
Nicht anders verhält es sich mit der Angst.
Erkennen wir sie als Hilfsmittel an, wird sie
uns gute Dienste leisten.
Lassen wir ihr aber zu viel Raum, wird sie uns
in ein unglaubliches Chaos stürzen, indem sie viel mehr Gefahren anzeigt, als
tatsächlich da sind.
Denn nicht alles, was vielleicht ein klein
wenig Gefahr in sich birgt, ist auch im höchsten Maße gefährlich. Wir sind
durchaus dazu in der Lage, gewisse Situationen zu meistern, selbst wenn etwas
schief geht.
Wie heißt es so schön?
„No risk, no fun.“
Wenn wir vor allem Angst haben und uns
dementsprechend kaum etwas zutrauen, wird uns vermutlich auch sehr wenig
passieren.
Aber wir werden auch sehr wenig erleben. Und
irgendwann werden wir uns von unserer Angst eingesperrt, ausgebremst,
verlangsamt, erdrückt fühlen.
Vielleicht wissen wir auch manchmal gar nicht,
warum wir uns so fühlen.
Vielleicht ist uns noch gar nicht aufgefallen,
dass wir vor Angst so gelähmt sind, dass wir viele Chancen das Glück beim
Schopf zu packen, verstreichen lassen. Aus Angst, es könnte etwas schief gehen.
Hier kommen wir zu einem kleinen Wundermittel.
Die Angst als Werkzeug ist uns nämlich nicht
ohne Fernsteuerung geliefert worden. Und auch nicht ohne Bedienungsanleitung.
Wenn die Angst eins unserer Werkzeuge ist, ist
unser Verstand die Fernsteuerung, der sie in die Schranken weisen kann.
Aber all das ist nichts, ohne die Bedienungsanleitung.
Und wer könnte das wohl sein?
Unsere Intuition.
Man kann es auch inneres Stimmchen,
Bauchgefühl oder sechsten Sinn nennen.
Ganz egal, wie man es nennt.
Es kann uns immer genau sagen, ob wir wirklich
Angst haben sollten oder nicht.
Wir müssen „nur“ lernen, genau hin zu hören.
Das Gemeine ist, dass es sehr schwierig sein
kann, sich aus dem Griff der Angst zu lösen, wenn man ihr erstmal Raum gegeben
hat. Denn wer gibt schon gerne sein Territorium freiwillig auf?
Jeder Schritt hinaus aus der Angst, MACHT
Angst.
Wie man sich nun aus diesem Griff befreien
kann, ist wie so oft, von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Für manche gilt „mühsam ernährt sich das
Eichhörnchen“ und sie müssen sich jeden kleinen Schritt hinaus aus der Angst
erkämpfen.
Für andere braucht es ein Aha-Erlebnis, eine
kleine Erleuchtung, um den Teufelskreis zu durchbrechen.
Und bei wieder anderen muss das Gefühl der
Machtlosigkeit und der Lähmung so groß werden, dass es in Wut umschlägt, durch
die sie die Angst vor möglichen Konsequenzen, und somit die Angst selbst,
überwinden können.
Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, aber
welche die passende ist, muss man selbst herausfinden.
Der Schlüssel dazu ist unser inneres
Stimmchen.
Und auch wenn wir anfangs meinen, es gar nicht hören zu können,
dürfen wir sicher sein, dass es da ist. Die Angst davor ist nur noch viel zu laut,
um es hören zu können.
Das Beste, was wir tun können ist, immer und
immer wieder zu versuchen, es zu hören.
Irgendwann wird es zu uns durchdringen.
Und dann wird es uns sagen, was wir am besten
tun können.
Unser Körper und unsere Seele wollen immer nur
das Beste für uns. Wir können ihnen, also auch unserer inneren Stimme,
bedingungslos vertrauen.
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