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Freundschaft

Kurz nachdem ich den kleinen Beitrag zum Valentinstag geschrieben hatte, musste ich ganz unverhofft an eine Freundin denken.

Ich habe sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.

Als ich mit 10 Jahren mit meiner Familie von Oberbayern an den östlichsten Rand von Niederbayern ziehen musste, waren erstmal alle bisherigen Freunde unglaublich weit weg. Wir schrieben Briefe, aber trotzdem war ich erst einmal allein. Zwar hatte ich noch meinen kleinen Bruder, aber der ersetzte nicht unbedingt ein paar enge Freundinnen.

Als das neue Schuljahr begann, lernte ich in meiner neuen Klasse ein sehr nettes Mädchen kennen. Bisher hatte ich noch gar keine „beste Freundin“ gehabt. Es gab ein paar sehr gute Freundinnen, aber kein Zweiergespann mit mir als Teil davon.

Und ich hatte eigentlich auch gar nicht wirklich danach gesucht.

Aber dieses nette Mädchen und ich verstanden uns einfach wunderbar und nach und nach wurde aus uns tatsächlich so ein Zweiergespann.
Auch wenn es nicht immer nur schöne Tage gab, verbrachten wir drei wundervolle Jahre miteinander.

Dann trennten sich unsere Wege, weil ich an einer Schule angenommen wurde, für die wir beide eine Aufnahmeprüfung gemacht hatten und sie leider beim ersten Versuch nicht bestanden hatte.

Natürlich versuchten wir trotzdem den Kontakt zu halten, aber dieses eine Jahr entfernte uns trotzdem sehr voneinander. Obwohl sie im Jahr darauf nachkam und wir noch die folgenden drei Jahre an der Freundschaft festhielten, wurde es leider nie wieder so wie zuvor.

Und als ich dann mit der Schule fertig war, brach der Kontakt schließlich völlig ab.
Ein kleiner Teil von mir war enttäuscht von ihr gewesen. Hatte ihr übel genommen, dass sie sich so entfernt hatte.

Aber als ich vorhin ganz unverhofft an sie denken musste, kurz nachdem ich über die Liebe geschrieben hatte, durchströmte mich ein kurzer Hauch von diesem unbeschwerten Glück, das ich damals empfunden hatte, wenn wir zwei uns trafen und es nur noch uns gab.
Ich empfinde tiefe Dankbarkeit, eine solche Freundschaft in meiner Kindheit erlebt haben zu dürfen.

Auch wenn sich dann unsere Wege wieder trennten, wird es ganz offensichtlich immer einen kleinen Teil in meinem Herzen geben, der diese wunderbare Zeit niemals vergessen wird.


Natürlich gab und gibt es auch andere Freundschaften.
Eine andere sehr gute Freundin habe ich einige Jahre später auf der FOS kennengelernt.
„Ist da noch frei?“, hatte sie am ersten Schultag gefragt und sich nach meinem Nicken neben mich gesetzt.

Und obwohl dieses dreiviertel Jahr auf der FOS viele angsterfüllte und traurige Momente im Alltag für mich bereithielt, fand ich auch hier eine wundervolle Freundin. Wir machten uns den Unterricht meist viel amüsanter als er eigentlich war. Oft unterhielten wir uns auf Zetteln den ganzen Tag während eine Unterrichtsstunde nach der anderen verging.
Auch hier trennten sich unsere Wege, als ich aus verschiedenen Gründen die Schule abbrechen und an einem anderen Ort neu damit beginnen musste.

Doch wir verloren uns nicht aus den Augen. Und 6 Jahre später lebten wir sogar wieder in der gleichen Stadt. Obwohl keine von uns jemals in der Nähe von Nürnberg gelebt hatte, wurden wir dort unabhängig voneinander sesshaft und lebten sogar in der gleichen Straße.
Heute sind wir räumlich wieder weiter voneinander entfernt, aber trotzdem vergehen mal eben 3 Stunden, wenn wir wieder einmal miteinander skypen oder telefonieren.
Das war wohl die erste große Freundschaft, die mir gezeigt hat, dass Verbindungen nicht enden müssen, nur weil man räumlich getrennt ist.

Gerade in diesem Moment habe ich von ihr ein niedliches Katzenbild über WhatsApp bekommen.


Es gibt so viele Facetten von Freundschaft.
Nicht immer bleiben Freunde für ein Leben und nicht immer verlaufen Freundschaften im Sand.
Wenn man sich nahe kommt, kann es auch sehr verletzend werden.
Auch solche Freundschaften habe ich erlebt.


Aber wenn man sich nicht öffnet und riskiert, dabei auch verletzt werden zu können, verschließt man sich automatisch für freundschaftliche Verbindungen, die einen durch viele Zeiten begleiten und tragen können.


Denn was ist Freundschaft mehr, als eine Facette von Liebe?

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